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Engagement als Campfreiwillige: Ein Erfahrungsbericht

14.01.2025

Den Bürojob eine Woche gegen ein Abenteuer als freiwillige Campleitende im Kovive-Lager eintauschen? Genau das habe ich mir letztes Jahr überlegt. Als Mitarbeitende bei Kovive designe ich normalerweise Flyer, schreibe Blogbeiträge oder kümmere mich um unsere Social Media Kanäle. Aber letztes Jahr habe ich mich entschieden, eine Woche Ferien für ein Freiwilligenengagement im Kovive-Camp zu nehmen. Da ich über 30 bin, kann ich keinen Jugendurlaub mehr beziehen, will aber trotzdem meine Freizeit sinnvoll einsetzen, um sozial und finanziell benachteiligten Kindern eine Woche Abenteuer zu ermöglichen.

Gesagt getan, und so habe ich mich wie alle anderen Freiwilligen auch über die Webseite beworben. Danach bin ich trotz meinem Job bei Kovive ganz normal durch den Prozess für Campfreiwillige begleitet worden.

Veronika vom Campsteam und ich vereinbarten einen Termin für ein Gespräch. Ich war selbst als Kind in zwei Lagern, habe aber weder eins selber geführt, noch habe ich eine pädagogische Ausbildung. Dementsprechend war ich auch etwas nervös. Als Waldspielgruppen-Mitleiterin habe ich zwar schon einige Stunden mit Kindern verbracht, aber eben auch nicht gerade eine Woche am Stück. Bekomme ich ausreichend Schlaf, um die Woche durchzuhalten? Was passiert, wenn einem Kind etwas Schlimmes zustösst? Darf ein Kind mich umarmen oder muss ich da aufpassen? All dieses Fragen brachte ich an den Kennenlerntermin in Luzern mit.

Geduldig und mit viel Verständnis beantwortete Veronika, Fachmitarbeiterin des Bereich Camps, meine Fragen: Etwas Schlafmangel kann sie mir fast garantieren. Für Notfälle werden alle Campleitenden mit einem detaillierten Plan ausgestattet und instruiert. Beim Vorbereitungstag gibt es einen kleinen Input zu Nähe und Distanz, um alle Campfreiwilligen auf das Thema Kindeswohl zu sensibilisieren. Veronika beruhigte mich also und ermutigte mich, als Campleiterin beim Lager dabei zu sein. Nach meiner Zusage erhielt ich von Kovive eine Vereinbarung zur Zusammenarbeit und reichte die Strafregister sowie eine Selbstdeklaration zum Schutz der Kinder ein.

Der Vorbereitungstag

Beim Kennenlerntag an einem Samstag anfangs Mai traf ich die anderen Campleitenden und die Kovive-Projektpartner: Katja und Dani Lustenberger vom Bauernhof Bärüti in Romoos. Wir wurden herzlich in der Küche der Lustenbergers empfangen, ich fühlte mich auf Anhieb wohl. Während des Tages wurden Aufgaben verteilt (ich meldete mich für das Kommunikations-Ressort) und grobe Pläne für den Wochenplan geschmiedet. Auch das Kennenlernen durfte nicht zu kurz kommen, denn schliesslich würden wir schon bald eine ganze Woche zusammenleben. Unser Team bestand aus Stephanie, der Hauptleiterin, Miriam, Simona, Jasmin, Alessio und mir. Wir sind alle zwischen 23 und 35 Jahre alt.

Ich fühlte mich von Anfang an sehr wohl im Team, und war erleichtert, dass ich viele „Lagerprofis“ um mich hatte. Wie in allen Kovive-Camps hat die Hauptleitung einen professionellen (sozial-)pädagogischen Hintergrund. Alle bis auf mich waren schon in mehreren Lagern als Leitende tätig gewesen – sei es im Kovive-Camp, in der Pfadi oder im Blauring. Ein bisschen eingeschüchtert war ich dann also doch, weil der Rest des Teams grösstenteils auch noch im Beruf mit Kindern zusammenarbeitet. Trotzdem überwog die Vorfreude auf das gemeinsame Lager im Juli.

Tagespläne erstellen? Zum Glück gibt es Miriam

Bis zum Lagerstart gab es noch einiges zu tun: Das erste Mal in meinem Leben versuchte ich einen Tagesplan für 20 Kinder zu erstellen. Zum Glück konnte ich das mit Miriam vorbereiten, denn sie hatte das schon viele Male getan. Zusammen dachten wir uns Spiele aus und machten uns Gedanken zu möglichen Gefahren und deren Vermeidung.

3, 2, 1 Los geht’s

Mit viel Vorfreude und etwas Aufregung im Bauch ging es dann anfangs Juli los. Sobald wir die Kinder vom Bahnhof abholten, lebte ich im Hier und Jetzt. Lamatrekking, Basteln, Spielen, Wandern,... und immer wieder unglaublich berührende kleine Alltagsmomente mit den Kindern.

Einen ausführlichen Bericht über die Lagerwoche selbst findest du in diesem Artikel. Aber auch hier will ich ein Highlight teilen: Ein Kind hatte nachts Angst vor der Dunkelheit, respektive den Schatten. Es getraute sich nicht, vom Schlafraum zur Toilette zu laufen und wurde immer traurig und ängstlich vor dem ins Bett gehen. Wir stellten mehrere Lichter auf, um den Weg auszuleuchten. Doch das half auch nichts. Miriam gab mir den Tipp, ein Schattentheater mit ihm zu machen. Im Sonnenlicht erklärte ich ihm, was Schatten überhaupt sind und formte mit ihm lustige Figuren. Als ich ihn dann abends im Dunkeln selbst Schattenfiguren mit den Fingern formen sah, wusste ich, dass er keine Angst mehr hatte. Als die Kinder dann am Ende des Lagers zu uns Leitenden positive Dinge sagen durften, sagte er: “Danke, dass du mir gezeigt hast, was Schatten sind” und strahlte über das ganze Gesicht.

Die Heimreise

Obwohl im Lager Alkohol und Drogen aller Art verboten waren, torkelte ich glückstrunken nach Hause – vor Müdigkeit und einem Herzen voller Liebe. Ich konnte es kaum erwarten, meinen Liebsten davon zu erzählen und sie ein wenig an dieser magischen Woche teilhaben zu lassen. Als Veronika mich ein paar Tage danach anrief, lag ich zwar mit einer Mandelentzündung krank im Bett, aber war immer noch erfüllt und freute mich riesig über das Lob, welches ich von den anderen Lagerleitenden erhielt. Meine erste Lagerwoche als Campleitende wird nicht meine letzte sein.

Das Auswertungstreffen

Drei Wochen nach dem Lager treffen wir uns alle auf der Geschäftsstelle von Kovive in Luzern. Ich freute mich riesig, mein Team nochmals zu treffen und in Erinnerung ans Lager zu schwelgen. Wir diskutierten bei einem leckeren Apero, was verbessert werden könnte und was gut lief. Natürlich kamen auch nochmals einige Highlights auf (zum Beispiel als ein Mädchen zu Miriam sagte: “Du hast viel Liebe im Herz”).

Als Dankeschön hat uns Kovive zum Essen eingeladen. Ich war wieder so im Lagerfieber, dass ich vom vielen Lachen, Erzählen und Zuhören glatt vergessen hab ein Foto für diesen Blogartikel zu machen. Stell dir einfach einen Tisch mit gut gelaunten Menschen beim Essen vor. :)

Diese eine Woche hat gereicht, dass nicht nur die Kinder, sondern auch die anderen Leitenden einen Platz in meinem Herzen gefunden haben – mit ihnen würde ich Pferde stehlen gehen (oder einfach nächstes Jahr nochmals ins Kovive-Lager? :))

Das klingt nach was, was dir auch Spass machen könnte?

Wir suchen jedes Jahr für unsere Kovive-Camps freiwillige Campleitende, die eine Woche Zeit mitbringen und so sozial und finanziell benachteiligten Kindern eine tolle Woche voller Spass und Abenteuer ermöglichen. Vielleicht möchtest auch du dich auf ein tolles Abenteuer einlassen? Hier findest du alle Infos dazu.